WebSDR - Der SDR Empfänger mit Internetzugriff

Für SDR Empfänger interessiere ich mich schon länger, hatte aber keinen eigenen. Einige werden per Internet zu Verfügung gestellt, z.B. bei www.websdr.org. Da kann man reinhören und ausprobieren, wie so ein SDR tickt. Allerdings wird oft Java benötigt, was nicht jeder installiert haben möchte.

Ich finde diese Möglichkeit toll, weil man
Allerdings sind die zur Verfügung gestellten Frequenzbereiche und die Bandbreite oft nicht groß; andererseits wollte ich primär einen SDR Empfänger für Kurzwelle haben. Damit schieden schon die billigen umfunktionierten DVB-T Dongles aus.

Daher wurde mein Weihnachtsgeschenk 2013 ein Funcube Dongle Pro+.

Ohne passende Software funktioniert kein SDR. Der Funcube Dongle Pro+ wird oft unterstützt, daher probierte ich erstmal alle Möglichkeiten durch. Das kann ich nur jedem empfehlen, da die Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten vielfältig sind. Man muss sich wirklich einarbeiten, z.B. jedem Programm ein paar Tage geben, um sich einzugewöhnen. Das ist immer subjektiv, weil jeder ein bestimmtes Bedienkonzept oder Design vorzieht. Auf der Funcube-Website (unter "The New Funcube Dongle Pro+" und dann "Pro+ Downloads and Documentation" gibt's  Verweise auf passende Software.

Ich fand dann auch die Website von Simon (HB9DRV, dem an dieser Stelle Dank gebührt für eine großartige Software!) www.sdr-radio.com, dessen Software in zwei Teilen laufen kann, ein Server für den Dongle und ein Client auf dem heimischen PC.

Nach einigen Wochen des Herumprobierens mit SDRSharp, HDSDR und SDR-Radio V2 habe ich mich für SDR-Radio V2 entschieden, weil hier ein Netzwerkzugriff auf den Dongle möglich ist. 

Die Software ist noch in Entwicklung, funktioniert aber recht gut. Seit Neuestem ist auch eine Liste mit im Internet verfügbaren SDRs im Programm integriert (die Liste ist auch unter http://v2.sdrspace.com/Home.aspx zu finden). Zum Mithören der SDRs muss auf dem lokalen PC die aktuelle Version installiert werden. Die Version "Build 2.2 Beta 1676" (diese Version wird hier besprochen) oder neuer nötig, davor hat's - zumindestens bei mir - nur funktioniert, wenn man IP, Port und Zugangsdaten kannte. Der Rechner sollte nicht allzu langsam sein: Auf meinem Fujitsu Q550 Tablet (Windows 7, Atom Z670/1.5GHz) läuft es gerade so bei voller CPU Auslastung.

Wer es ausprobieren möchte, hier das "Kochrezept":
  1. Prüfen ob die eigene Internetverbindung geeignet ist: 
    1. Ausgehende Portverbindungen müssen zulässig sein (sind sie normalerweise).
    2. Es darf für den Internetnetzugriff kein Proxyserver verwendet werden - das kann man im Programm nömlich nicht einstellen!
  2. Die Software läuft nur unter Windows! Von http://v2.sdrspace.com/Home.aspx die aktuelle Version (~50MByte) herunterladen.
  3. Nach Installation die "SDRConsole" (V2) starten
  4. Das Popup-Fenster "Select Radio" schließen. Es ist nur dann wichtig, wenn man selbst einen SDR hat.
  5. Ganz oben links in der Leiste mit den Knöpfen ist ein Netzwerksymbol mit dem Name "Remote Connection". Darauf drücken und...
  6. Ein Popup-Fenster "Network Connection" öffnet sich. Rechts ist ein Knopf "Browse Web". Diesen Knopf drücken.
  7. Es erscheint noch ein Popup-Fenster "SDR-Radio Servers" und die Anzahl der Server.
  8. Einen Server aus der Liste auswählen mit Doppelclick. 
  9. Das  Popup-Fenster schließt und die Serverdaten werden in das offen gebliebene "Network Connection" Fenster eingetragen. Übrigens kann man durch den "+" Knopf die Daten in eine links angezeigte Favoritenliste übernehmen.
  10. Den großen "Connect" Knopf drücken
  11. Ein Popup-Fenster "Network" wird angezeigt. Die Zeit bis zur automatischen Trennung wird angezeigt.
  12. Dann wird "Select Radio angezeigt". Hier sollte man nichts ändern und einfach "Start" drücken.
  13. Dann startet das Programm den Empfang.
    Ab hier wird es für den Anfänger kompliziert, weil einen die Fülle von Knöpfen, Graphiken und Anzeigen erschlägt. Das Standardlayout sieht so aus (wobei die Frequenz anders sein kann):

    SDR-Radio Standardlayout

  14. Nun unten links auf die Registerkarte "Frequency Explorer" drücken. Das ändert das Aussehen in:

    SDR Radio working layout

  15. Damit kann man besser arbeiten, weil nun Betriebsart und Bänder angezeigt werden. Um die Frequenz einzustellen, gibt es mehrere Möglichkeiten:
    1. Doppelclick auf ein Band (siehe A im Bild) unter der Registerkarte "Bands". Unten in der "Bandskala" (D, 6.800-7.400) kann mit den Pfeiltasten ein Segment eine "Bandbreite" (das rot markierte Feld (B) ) zurück- oder weitergeschaltet werden. Übrigens kann man es auch mit der Maus größer und kleiner schieben, womit die Bandbreite verändert wird. 
      Klickt man mit der Maus direkt in das Wasserfalldiagramm, so wird die Frequenz eingestellt. So kann man interessante Signale direkt auswählen, und oben beim S-Meter erscheint das Signal nochmal vergrößert.
    2. Die Registerkarte "Direct" wählen und dort die Frequenz eingeben im Format <4xMHz>.<kHz>.<Hz>. "756kHz" würde also als "0000.756.000" oder "____.756.000" eingegeben werden
    3. Tastatureingabe. Dazu oben in der Menüleiste das Zahnrad / Options drücken und unter Misc alle Haken anmachen.
      • Nun erscheint direkt nach Eingabe von "0" ein Popup Fenster mit der Frequenzeingabe, ähnlich wie unter "Direct". 
      • Die Cursortasten bilden nun "Up/Down" Tasten mit 100Hz und 1kHz Schritten.
      Sehr praktisch, ich finde, diese Optionen sollte immer an sein. Damit kann man sich gerade in SSB/CW optimal eintunen.
  16. Wenn man den Knopf  (im Bild unter "C") drückt, wird der Pegelbereich für das Wasserfalldiagramm automatisch eingestellt. Diesen Knopf braucht man oft!
  17. Nun kann man schon ein bißchen herum spielen. Noch ein paar Tips:
    1. Unter DSP Options gibt es einen Squelch für alle Betriebsarten. 
    2. Die Filterbandbreiten sind nicht nur wählbar, sondern auch selbst einstellbar. Die CW Filter Voreinstellung fand ich nicht so gut, daher habe ich mir ein paar Filter mit Mittenfrequenz 700Hz in verschiedenen Bandbreiten dazugenommen.
    3. Ähnlich wie bei Spectran und anderen Programmen kann das Wasserfalldiagramm Signale zeigen, die gar nicht mehr hörbar sind. 
    4. Für störungsfreien und empfindlichen Empfang empfiehlt es sich, oben in der Leiste die "Radio Congiguration" dem Band anzupassen: Nur bei >30MHz schalte ich den LNA ein, ansonsten sehe ich zu, dass bei ruhigem Band der Pegel bei -110dbm liegt (unter Änderung der "Mixer gain"). Alles darüber verstärkt nur das Rauschen und senkt den nutzbaren Dynamikbereich. 
    5. Das Fensterlayout ist weitgehend änder- und speicherbar. Die einfachstmögliche Erklärung für die, die es kennen: Es ist wie bei Visual Studio.
  18. Die Verbindung zum SDR kann oben mit dem Knopf "Disconnect" beendet werden.
Die Antenne ist eine Aktivantenne AATIS643 mit vergrößerter E-Feld Sonde (ca. 60cm Draht) unter Dach in 9m Höhe zum Test montiert. Sie liefert sehr starke Signale ab 100kHz, auch in Verbindung mit dem Funcube. Auf KW ist sie akzeptabel, liefert jedoch insgesamt weniger Signalstärke als eine 42m lange Windom-Antenne (Fritzel FD4). Interessanterweise funktioniert der Empfang bis in den UHF/SHF Bereich hinein;, die üblichen 70cm Relais in der Umgebung und die Bake DB0YI auf 1296.935MHz sind genauso gut hörbar wie mit einer Stabantenne.

Für die Leute mit Zugang zum Hamnet: Der SDR ist auch direkt im Hamnet erreichbar: Hier muss unter dem oben genannten Schritt 6 die Adresse df9om.dyn.as64636.de.ampr.org mit Port 7999 und User/Password guest/guest eingegeben werden.

Viel Spaß beim Reinhören!


Letzte Bearbeitung: 05/2014