Wie komme ich in's HAMNET?

Hinweis

Der Betrieb des hier beschriebenen WLAN Gerätes in dieser Konfiguration setzt die Zulassung für die Teilnahme am Amateurfunkdienst voraus!

Schon länger trug ich mich mit dem Gedanken, den "Packet Radio Nachfolger" auszuprobieren. Es gibt auch - z.B im Amateurfunk-Wiki vom DARC - viele Informationen darüber, wie das Netz aufgebaut ist, dass es Links gibt usw. - aber wie man nun wirklich daran teilnehmen kann, das wurde nicht beschrieben.

Nicht mit normalen WLAN Karten

Klar war nur, man benötigt einen WLAN Adapter, der auf die Frequenzen für Amateurfunk eingestellt werden kann.
Das funktioniert bei normalen WLAN Karten, wie sie in PCs / Notebooks verwendet werden, nicht - mit denen habe ich es zuerst versucht!

Zugänge

Bevor man so einen WLAN Adapter kauft, sollte man nachsehen, ob es Zugänge in der Nähe gibt. Dazu sieht man sich zuerst die Linkstrecken im HAMNET (www.amateurfunk-wiki.de/index.php/Linkstrecken_HAMNET) auf der Karte an. Ist ein Link in der Nähe, so muss festgestellt werden, ob es ein User-Zugang ist oder nicht. Die Suche geht am einfachsten über das Rufzeichen. Leider sind die Listen nicht immer aktuell.
Noch besser ist es, man kann einen WLAN-Adapter leihen. Oder man kauft ihn und gibt ihn innerhalb der 14 Tage zurück, falls es doch nichts zu empfangen gibt.

In meinem Fall hatte ich mir DB0UHI in Laatzen (2,4km Entfernung) herausgesucht. Ferner gab es noch DB0LL im Deister. Beide Zugangspunkte senden bei 5,8GHz. Die Reichweite bis zum Deister traute ich einem WLAN Adapter allerdings nicht zu, schließlich reicht es zu Hause nicht mal durch 2 Betondecken!

Geräteauswahl

Im ersten Ansatz sind Antennenkabel bei 5GHz verlustreich. Optimal ist ein Gerät, dass Antenne und Sender/Empfänger in sich vereint. Ein Netzwerkkabel kann fast beliebig lang sein bei verlustfreier Übertragung. Daher kam ich ziemlich schnell auf die Geräte von Ubiquity (www.ubnt.com).

Es werden verschiedene Varianten angeboten, die sich im Antennengewinn unterscheiden. Ich neigte zu einem unauffälligen "Kasten", der eine 16dbi Sektorantenne enthält und direkt über LAN auch die Stromversorgung erhält - die Nanostation M5 (keine loco). Die Geräte mit noch mehr Gewinn haben dann eine Gitter- oder Parabolantenne. Im Zweifelsfall ist zuviel Antennengewinn jedoch niemals schädlich, aber wie gesagt, es sollte unauffällig sein. Die Kosten von ~75€ inklusive Antenne, Netzteil mit Speisung über LAN (PoE) und dem Adapter selbst sind überschaubar. Zusätzlich sind 2 Netzwerkkabel, davon ein längeres Kabel zwischen Stromversorgung und Adapter am Antennenmast erforderlich.

Mein Gerät habe ich gekauft bei Jacob Elektronik.

Einstellungen - Anleitung

Hilfreich waren für mich die Seite von DO4BZ (www.do4bz.de/index.php/userzugaenge-im-distrikt-h) hinsichtlich der möglichen Zugänge.

Ferner findet man im Hauptmenü unter "Downloads, Hamnet"

Diese Unterlagen habe ich jedoch erst nach der Installation meiner M5 gefunden.

Verwendet habe ich die sehr ausführliche Anleitung vom ÖVSV (wiki.oevsv.at/images/7/7c/ANLEITUNG_HAMNET_NANOSTATION_M5.pdf). Daraus entstand meine Konfigurationsdatei für den Zugang zu DB0LL (abgespeichert mit der Firmwareversion 5.5.4). Folgende Anpassungen muss jeder noch machen:

Erfahrungsbericht

Gut eine Woche nach Bestellung hielt ich die Ubiquiti Nanostation M5 in den Händen. Es ging an's Ausprobieren!

Zuerst musste ich sie an's Netzwerk kriegen: Mit Hilfe der bebilderten ÖVSV Unterlagen und unter Verwendung einer USB Netzwerkkarte hatte ich nach wenigen Minuten Zugriff auf die Weboberfläche und konnte alle Einstellungen nachvollziehen (Hinweis: Die Nanostation arbeitet als Router mit Network Adress Translation. Das heißt, man kann sie in's eigene Netz integrieren, indem man ihr einfach eine freie IP im eigenen Netz zuweist. Das "Umleitung" der Pakete vom und zum Hamnet erledigt dann eine sogenannte "static route", die weiter unten beschrieben ist).

Kleiner Fallstrick: Beim allerersten Einloggen wird das Land abgefragt. Hier muss man das äußerst seltene Land "Compliance Check" einstellen. Eine Änderung ist später nicht mehr möglich, außer man macht einen Reset auf Werkseinstellungen! 

Das funktionierte dann seit Firmware 5.5.8 dann NICHT mehr.

Nachtrag 24.03.18:
Seit der aktuellen Version 6 geht es wieder. Ich kann es jedoch nicht genau sagen: Das Update auf Version 6 habe ich gemacht, meine Einstellungen importiert und es funktioniert weiterhin einwandfrei!
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Zweitens wird nach Access Points bzw. Benutzereinstiegen gesucht. Deren SSID ist immer "HAMNET", in den Zusatzinformationen steht das Rufzeichen. Ich habe die Frequenzen 5695 MHz und 5795 MHz in die Scanliste aufgenommen (für DB0UHI und DB0LL), die Nanostation auf einem 12m Schiebemast montiert, die Netzwerkkabel angesteckt und alles aus dem Dachfenster gesteckt.

Unter "Tools" oben rechts in der Weboberfläche gibt es den "Site Survey". Damit wird nach Netzen gescannt. Bei mir wurden sofort DB0LL und DB0FD gefunden.
Nur von DB0UHI konnte ich kein Signal aufnehmen (Ich vermute, dass der Öffnungswinkel der eingebauten Antennen zu klein ist, da DB0UHI nach Nord-Nordwest strahlt und meine M5 relativ zu DB0UHI im Nordosten liegt. 

Zum Ausrichten der Antenne ist unter "Tools" das "Antenna Alignment" nützlich. Mit einem Schieberegler wird der Messbereich eingestellt, und anhand der farbigen Balken und der dbm Anzeige ist die Antenne bald ausgerichtet. Übrigens sind hinten an der M5 auch ein paar LEDs, die die Signalstärke anzeigen. Die Pegel, bei denen sie aufleuchten, können in der Webkonfiguration eingestellt werden.

Signal von DB0LL:

Nanostation M5


Einrichtung der "static route" in der FritzBox 7050:

Alternativ: Einrichtung auf einem Windows Rechner (MS-DOS-Box mit Administratorrechten erforderlich, unter Windows 7 ausgeführt)
route -p ADD 44.0.0.0 MASK 255.0.0.0 192.168.0.8

Mit der "static route" wird festgelegt, dass alle Pakete, deren Ziel oder Quelle das IP-Adresskontingent 44.x.x.x (einfach gesagt: alle Adressen, die mit ampr.org enden) sind, über das Gateway 192.168.0.8 geschickt werden. Das ist die IP-Adresse meiner Nanostation M5 im lokalen Netzwerk. Die Option '-p' steht für "Persistenz", d.h. die Einstellung bleibt beim Neustart erhalten.

DB0LL ist von meinem Standort 28km, DB0FD ist 24km entfernt. Zu beiden kann ich Verbindungen mit 3..6MBit aufbauen bei einem SNR von 6..8db bei 10MHz Bandbreite. Finde ich schon erstaunlich, schließlich ist es WLAN Technik, die zum Einsatz kommt, und die im Haus nicht mal durch 2 Betondecken reicht (bei 30mW und Rundstrahlantenne)! Ich muss dazu sagen, auf den Deister habe ich vom Dachboden aus freie Sicht. Provisorisch habe ich die Nanostation am Antennenmast ganz unten, direkt über der Dachfläche, montiert. 

Nachtrag 1.5.2014:

Da nun der neue Zugang über DB0ATS funktioniert, der von meinem Standort nur ca. 2km entfernt ist, habe ich die Nanostation dafür eingerichtet. Deshalb gibt es eine geänderte Konfigurationsdatei für den Zugang zu DB0ATS für eine Nanostation M5 mit Firmware XM.v5.5.6. Wie oben geschrieben, nach "###" suchen und die eigenen Werte einsetzen. Der Wechsel hat sich gelohnt, Datenraten von 20MBit sind jetzt normal.

Nachtrag 30.12.2015:

Nach einem Starkregen hat die Nanostation nicht mehr funktioniert (sie war per Netzwerk nicht mehr ansprechbar, auch ping ging nicht). Es war Wasser durch den Anschluss für das Netzwerkkabel eingedrungen. Dies lief komplett durch die gesamte Nanostation.

Um die Nanostation zu zerlegen, muss man hinten das Etikett abziehen. Die darunter verborgene Schraube herausdrehen. Dann kann man das Gehäuseoberteil vom unteren Teil abziehen. Die Platine mit darauf monierter Planarantenne wird sichtbar.

Ich hatte alles abgetrocknet und mit Platinenreiniger Oxidschichten innen an der Netzwerkdose beseitigt. Da alle LEDs eigentlich richtig leuchteten, versuchte ich über den  Reset Knopf, die Grundeinstellungen wieder herzustellen und dann die Nanostation durch Einspielen der Einstellungen wieder herzustellen. Das hat funktioniert, seitdem ist sie wieder (mit verbesserter Abdichtung) im Einsatz.

Und was macht man nun im HAMNET?

Zuerst ist das Ganze experimentell und noch im Aufbau. Es gibt zur Zeit nur wenige Webserver, die direkt per Browser ansprechbar sind. Einige Packet Radio Mailboxen sind bereits über ein Webinterface ansprechbar. Einen Überblick gibt das

HAMNET Serviceverzeichnis: http://www.amateurfunk-wiki.de/index.php/Serviceverzeichnis

Das liegt daran, dass das HAMNET primär als im Hintergrund arbeitendes Netz zur Kopplung automatischer Stationen gedacht ist, z.B. für die Kopplung der Packet-Radio-Mailboxen, Relaiskoplung, Funkruf usw.

Als erste Schritte mögen folgende Links (funktionieren nur im HAMNET!) hilfreich sein:

Seiten von DO4BZ im Hamnet: do4bz.ampr.org
Suchmachine Yaci von DO4BZ: search.do4bz.ampr.org

Es gibt Mirrors von Packet Radio Mailboxen. Am besten nach der eigenen suchen lassen!

Ferner gibt es Zugänge zu ATV Relais, oft sind auch Chats verfügbar. Die dazu notwendige Software (Video und Audio streaming) wird dort spezifiziert. Bei meinen Versuchen hat das Audio Streaming bereits gut funktioniert.

Die Videoübertragung geht auch, aber es sind große Latenzzeiten aufgetreten. Das heißt, zwischen Ton und passendem Bild können schon mal 15 Sekunden vergehen. Es liegt bestimmt auch daran, das sich in meiner Nähe kein ATV Relais mit Hamnet-Zugang befindet. Mein "Signal" wird über sehr viele Stationen/Knoten vermittelt, und das dauert seine Zeit, zumal die Datenmenge bei Videoübertragungen relativ hoch ist.

Mein SDR-Empfänger ist (installierte SDR-Radio v2 Software vorausgesetzt) im Hamnet oft unter "df9om.dyn.as64636.de.ampr.org" auf Port 7999 erreichbar, wenn meine Nanostation angeschaltet ist. Das scheint jedoch nicht ganz zuverlässig zu laufen. manchmal hängt sich der Funcube auf! Parallel  dazu läuft damm ein kleiner Webserver mit den wichtigsten Infos.


Letzte Bearbeitung: 03/2018